Viele Übersetzer arbeiten im Home-Office. So habe ich auch Jahre lang gearbeitet, bevor ich einen Arbeitsplatz in einer Bürogemeinschaft mietete. Aufgrund der aktuellen Corona-Krise arbeite ich zurzeit wieder von zu Hause aus. Eine Situation, die viele kennen, da die Unternehmen eine Vielzahl Ihrer Mitarbeiter für die Heimarbeit ausgerüstet haben.
Was nach einer entspannten Arbeitsumgebung klingt, kann aber schnell zur Herausforderung werden. Nicht jede Wohnung verfügt über die leistungsfähige technische Ausstattung einer Firma. Die Wäsche stapelt sich neben dem improvisierten Schreibtisch und die Kinder streiten sich im Nebenzimmer. Diese Schwierigkeiten kenne ich all zu gut und ich habe im Laufe der Jahre einige wichtige Erkenntnisse gewonnen, die die Heimarbeit erleichtern.
Hier finden Sie ein paar Tipps, damit Sie im Home-Office effizient arbeiten können und diese Erfahrung sogar genießen.
1. Ausrüstung und Ergonomie
Technische Ausrüstung:
Laptop und Bildschirm
Sorgen Sie dafür, dass Sie einen Laptop mit einem leistungsfähigen Prozessor und einen großen Flachbildschirm zur Verfügung haben. Viele Unternehmen haben schnell für ihre Mitarbeiter das nötige Werkzeug bestellt, andere haben erlaubt, dass die Betriebsgeräte, wie Laptop und Monitore, ausgeliehen werden. Für die stundenlange Arbeit am Laptop empfehle ich auch, eine große Tastatur und eine Maus an den Laptop anzuschließen oder noch besser drahtlose Peripheriegeräte zu nutzen.
Internetverbindung und Telefon
Die Internetverbindung muss stabil sein und die Datenraten hoch. Um eine gute Verbindung zum Server der Firma zu haben, ist es manchmal besser, den Computer mit der LAN-Kabel anzuschließen als den WLAN zu benutzen. Vielleicht müssen Sie mehr mit ihrem privaten Handy telefonieren als sonst. Viele Anbieter (Congstar, O2…) bieten zurzeit kostenloses zusätzliches Datenvolumen.
Ergonomie:
Tisch und Stuhl
Mit dem Laptop auf dem Schoß kann man surfen oder kurz ein paar Sachen recherchieren. Um aber stundenlang effizient zu arbeiten, sind ein Tisch und einen guten Stuhl unerlässlich. Der Stuhl muss aber nicht unbedingt ein Bürostuhl sein.
In seinem Buch Werbelüge „Starker Rücken“ rät der Autor Peter Scholten sogar davon ab. Um Rückenschmerzen dauerhaft zu vermeiden ist seiner Meinung nach ein guter Stuhl besser. Dieser Stuhl muss eine flache Sitzfläche besitzen, damit die Oberschenkel parallel zum Boden liegen und die Füße müssen den Boden berühren. Rollen am Stuhl sind eher kontraproduktiv, da der Körper sich meistens unbewusst verkrampft, um das Wegrollen zu vermeiden. Der Tisch soll hoch genug sein, um die Arme ablegen zu können.
Höhe des Bildschirms
Ich finde persönlich, dass die Standfüße der Bildschirme immer zu niedrig sind. Damit ich aufrecht sitze und damit mein Kopf nicht dauernd nach unten geneigt ist – was schnell zu Nackenschmerzen führt – lege ich immer ein dickeres Buch unter dem Standfuß des Monitors. Es gibt dafür aber auch spezielle Monitorständer.
2. Zeitmanagement
Unzählige Methoden wurden erfunden, um das Zeitmanagement zu verbessern und die Produktivität zu steigern. Die bekanntesten sind zum Beispiel die GTD-Methode (Getting Things Done), die Pomodoro-Technik, das Paretoprinzip. Nachdem ich mich mit diesen verschiedenen Methoden auseinandergesetzt habe, habe ich das Buch Zen To Done von Leo Babauta entdeckt. In dem Buch geht es auch um Zeitmanagement, Produktivität und Selbstorganisation, aber vor allem um Vereinfachung und Klarheit. Dieser Weg ist meiner geworden.
Den Berufsalltag vereinfachen
1. Materielle Ablenkung abschaffen:
- Wäsche, Abwasch, Aufräumen, Einkaufen auf den Feierabend verschieben
- Für Ruhe sorgen (Tür zuschließen, privates Telefon abschalten)
Das Einzige, was sich nicht abstellen lässt sind Kinder (und Haustiere ;-)) Da zurzeit die Betreuung durch die Schule weg fällt, ist es für viele Eltern gerade eine große Herausforderung, trotz Kinderlärm effektiv zu arbeiten. Einige Tipps dazu finden Sie in Nadine Lucks Beitrag: Homeoffice mit Kind: Tipps wie der Spagat (besser) klappen kann
2. Digitale Ablenkung abschaffen:
- unnötige Newsletters abbestellen
- soziale Medien (Facebook, Instagram usw.) auf das Minimum reduzieren
- während der Arbeit keine privaten Telefonate führen (außer bei Notfällen kann man Freunde und Familie zu einem späteren Zeitpunkt zurückrufen)
- WhatsApp-Gruppen unter der Woche auf stumm schalten
Ziele schriftlich halten
Ich benutze zwei sehr einfache Tools, um meinen Arbeitstag zu strukturieren: einen Laufzettel und ein Notizbuch.
1. Aufgaben vor Augen haben
Auf dem Laufzettel halte ich jeden Tag alle Aufträge fest. Dazu notiere ich den Liefertermin und wichtige Hinweise. Jeden Morgen entscheide ich an welchen Aufträgen ich arbeiten will/muss und in welcher Reihenfolge. Dabei folge ich dieser Grundregel:
das Schwierigste und/oder Wichtigste zuerst
Jeden Abend passiere ich Revue und priorisiere die Aufgaben neu.
So sieht ein typischer Laufzettel aus:
4. Den Fortschritt dokumentieren
In meinem Notizbuch notiere ich zu jedem Auftrag Ideen, Hinweise, erledigte Aufgaben, To-do-Listen, Sachen die recherchiert oder geprüft werden müssen. Und um dieses Notizbuch besser zu strukturieren und wichtige Informationen oder Ideen wieder zu finden, lehne ich mich dabei an die Bullet-Journal-Methode von Ryder Carroll.
3. Selbstmotivation
Es ist manchmal schwer sich zu motivieren, wenn man allein zu Hause ist. Es gibt keinen Chef, der Ansagen macht. Weit und breit keine Kollegen, die man beindrucken möchte. Nur Sie und Ihr Laptop/PC.
Hier sind ein paar Tricks, die bei mir helfen:
- feste Arbeitszeiten mit sich selbst vereinbaren (zum Beispiel: ich fange um 9 Uhr an und erledige zuerst den wichtigsten Auftrag)
- den Schreibtisch abends aufräumen, so dass man am frühen Morgen sofort den Laufzettel vor Augen hat, wenn man sich am Schreibtisch hinsetzt
- motivierend ist auch eine schöne Morgenroutine und ein paar Gymnastikübungen, um den Körper zu strecken und die Restmüdigkeit aus dem Körper zu vertreiben
Im Home-Office effizient arbeiten – die besten Tipps auf einem Blick: