Heute beschäftige ich mich mit einer weltbewegenden Frage, nämlich mit der Herkunft des Croissants.
Anlass dazu gab mir meine Tochter. Vor einigen Tagen kam sie ganz betrübt von der Schule zurück und meinte: „Maman, Léa m’a dit que c’est les Autrichiens qui ont inventé les croissants, et pas les Français! C’est vrai?“ (Mama, Lea hat mir erzählt, dass nicht die Franzosen, sondern die Österreicher die Croissants erfunden haben! Ist das wahr?).
Unerhört! Wie kann das Symbol einer ganzen Nation von einem anderen Land stammen!
Ehrlichgesagt hatte ich aber keine Antwort parat. Mir schien, als hätte die Halbmondform etwas mit der türkischen Flagge zu tun aber so genau wusste ich das auch nicht. Also fing ich an zu recherchieren.
Ein Gebäck für den Sieg
Über die Entstehung des Croissants erzählt man folgende Anekdote: Im Jahr 1683 hörten Wiener Bäcker am frühen Morgen, wie die Osmanen versuchten, die Stadt zu erobern. Die Bäcker schlugen Alarm und die Angreifer flüchteten. Zur Feier dieses Erfolgs und als Andenken schufen sie ein Gebäck in Form einer Sichel – kleine Anspielung an das Symbol des osmanischen Reichs.
Man könnte aber zu dieser Geschichte zwei Einwände entgegenbringen. Erstens besteht das österreichische Gebäck – „Kipfel“ genannt – aus einem Hefeteig, während unser heutiges Buttercroissant eine Art Blätterteig aufweist. Zweitens gibt es Beweise dafür, dass es schon um 1400 das Kipfel gab.
Nun wie geht es denn weiter mit dem Kipfel? Eine andere Theorie besagt, dass Marie-Antoinette ihn nach Frankreich gebracht hätte, als sie Ludwig XVI. heiratete. Sie hätte dann das Wiener Gebäck als „croissant“ bezeichnet. Ob man tatsächlich Marie-Antoinette das Croissant verdankt, ist aber umstritten.
Das Rezept des Croissants, so wie man es heute mit einem Blätterteig kennt, entstand viel später, nämlich um 1915.
Und jetzt stellt sich eine weitere Frage, die die deutsch-französische Freundschaft zum Schwanken bringen könnte. Gibt es Unterschiede zwischen einem in Deutschland herstellten Croissant und einem Croissant made in France?
Geschmacksache: das Croissant und seine Varianten
Über Geschmack lässt es sich bekanntlich streiten. Abgesehen davon, ob das Gebäckstück von einem Bäckermeister handwerklich hergestellt oder von einer Großfabrik produziert wurde, würde ich aber behaupten, dass ein deutsches und ein französisches Croissant ähnlich schmecken. Vielmehr unterscheidet sich in den beiden Ländern, die Art es zu genießen.
Die Französin oder der Franzose liebt es, das Croissant in einem Café au lait oder einer heißen Schokolade zu tunken. Außerdem gibt es in Frankreich Varianten des Gebäcks, die hier in Deutschland unbekannt sind. Das französische Croissant aux amandes zum Beispiel, mit Mandelfüllung, gerösteten Mandelblättern und Puderzucker ist ein geschmackliches Highlight, das ein Marzipancroissant nicht erreichen kann. Gern essen auch die Franzosen die Croissants abends, als deftige Speise. Dazu werden die Gebäckstücke mit Béchamelsosse und Schinken gefüllt. Darüber wird Käse gestreut. Da auch lässt sich leider die Variante nicht mit einem deutschen Käse- oder Schinkencroissant vergleichen.
Mein Fazit: Egal, woher das Croissant ursprünglich stammt – ich bin dankbar dafür, dass jemand diese Leckerei erfunden hat!